„Heute Abend werden wir weiß sein“
Identitätskonstruktionen im Villancico de Negros der spanischen kolonialen Neuen Welt der frühen Neuzeit
DOI:
https://doi.org/10.59714/stimme.v202564Schlagworte:
Musik und Kolonialismus, Alterität, Rhythmusgestaltung, Sesquialtera/Hemiola, HegemonenAbstract
Der Villancico de Negros ist eine Untergattung des spanischen geistlichen Liedes der Kolonialzeit, die trotz ihres rassistischen Charakters Eingang auf die Bühne der Alten Musik gefunden hat. Der Villancico de Negros ist nicht frei von Widersprüchen, er weist eine Komplexität auf, die sich sowohl in seinen verschiedenen Funktionen – zum einen als geistliches Lied, zum anderen als parodistische Dichtung – als auch in seinen vielschichtigen Bedeutungsebenen, die widersprüchliche Vorstellungen über die Schwarzen Menschen in der Frühen Neuzeit vermitteln, zeigt.
Dieser Beitrag erkundet literarische und religiöse Aspekte des Villancico de Negros von Gaspar Fernández und beleuchtet ihre sozialgeschichtlichen Funktionen. Zunächst als versteckte systemkritische Botschaft, zugleich aber als humorvolle Unterhaltung für die von Angst erfüllten spanischen Einwohner:innen zu den turbulenten Zeiten der Aufstandsversuche der Schwarzen Bevölkerung Neuspaniens. Auf einer tieferen Ebene jedoch auch als Instrument zur Identitätskonstruktion bzw. Befestigung der sozialen Ordnung dieser ethnisch hierarchisierten Kolonialgesellschaft. So wird die Rolle der Schwarzen Menschen als Subalterne und vermeintlich defizitäre Andere in den Villancicos de Negros verstärkt, wobei in dieser Darstellung der Rhythmus als klangliches Symbol der Alterität dieser Bevölkerungsgruppe fungiert.
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