Klingende Fortschrittskritik: Karl Amadeus Hartmanns „Gesangsszene für Bariton und Orchester zu Worten aus ,Sodom und Gomorrha‘ von Jean Giraudoux“

Autor/innen

  • Christoph Schuller Institut für Musikwissenschaft, LMU München

DOI:

https://doi.org/10.59714/stimme.v202560

Schlagworte:

Karl Amadeus Hartmann, Bariton

Abstract

Wie soll man ein Werk verstehen, dessen erster klingender Satz „Das ist der schönste Spielbeginn, den die Zuschauer je erlebt haben!“ lautet, jedoch mit „Es ist ein Ende der Welt! Das Traurigste von allen!“ schließt? Dieser Frage widmet sich der vorliegende Beitrag zur Gesangsszene für Bariton und Orchester zu Worten aus „Sodom und Gomorrha“ von Jean Giraudoux des Münchener Komponisten und Weltbürgers Karl Amadeus Hartmann (1905–1963). Seine Gesangsszene – zugleich das letzte, fast vollendete Werk Hartmanns – ist eine apokalyptische Abrechnung mit der modernen Zivilisation. Der vorliegende Beitrag konzentriert sich auf die appellative Dimension des Werks. Während Deutschland den Rausch des Wirtschaftswunders erlebt, komponiert Hartmann eine beklemmende Fortschrittskritik, die an musikalischer Expressivität und textlicher Deutlichkeit kaum zu übertreffen ist. Deutungen einer biografischen Schlusssumme (Stichwort: Requiem) wird eine anthropologische Sorge um die Zukunft der Menschheit gegenübergestellt. Als zeitlebens politischer Mensch mit Weitblick wird sie Hartmanns Leben gerechter.

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Veröffentlicht

2025-07-30

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